Hongkong & Hanoi
Der Mai ist schon fast vorbei und ich möchte euch berichten was bei mir in letzter Zeit so anstand, bevor Zoe und ich unsere einmonatige Vietnamreise im Juni antreten.
Vom 27.4. bis 1.5. war ich in Hongkong, um mein langes Wochenende auszunutzen.
Nach dem zweistündigen Flug von Hanoi aus bin ich Freitag nachts in Hongkong angekommen. Samstags habe ich meinen ersten Tag mit einer Hafenrundfahrt gestartet. Es war leider ziemlich diesig, die Skyline sah aber trotzdem umwerfend aus.
Danach habe ich mich spontan einer Führung durch Mongkok angeschlossen, die von Hongkong Free Tours angeboten wurde. Hongkong Free Tours ist ein junges Unternehmen, das aus Guides besteht, die aus Hongkong stammen und dort leben und die ihre Stadt Touristen näher bringen möchten. Die Touren sind frei, aber ein Trinkgeld ist am Ende natürlich willkommen. Während der Touren betrachtet man Hongkong unter einem sozialkritischen und politischen Gesichtspunkt.
Hongkong besteht aus der Halbinsel Kowloon, der großen Insel Hongkong Island, mehrere kleinen Inseln (darunter Lantau Island, wo sich der Flughafen befindet) und den New Territories, nördlich von Kowloon. Mongkok liegt in Kowloon und ist einer der am dichtesten besiedelten Flecken der Erde. Hier wurden wir von unserem Guide zwischen den Hochhäuser zum Goldfischmarkt, zum Blumenmarkt, zum Vogelmarkt (geschlossen wegen Grippe) und schließlich zu Wohnblöcken am Rand von Mongkok geführt.
Auf der einen Seite ist Mongkok unglaublich beeindruckend mit seinem bunten Treiben und den vollen Straßen. Hier findet man noch das “alte Hongkong“: etwas heruntergekommene Hochhäuser aus den 50ern, in denen im Erdgeschoss Streetfoodläden, Tiergeschäfte oder andere Läden sind, und ganz viele Neonreklamen mit chinesischen Schriftzeichen. Auf der anderen Seite hat uns unseren Guide viel von dem Elend erzählt, in dem die Leute hier leben. Nirgendwo sonst auf der Welt sind die Grundstückspreise und Mieten so hoch wie in Hongkong. Die hohen Preise entstehen durch die sehr engen Platzverhältnisse in der Stadt, denn von der ganzen Fläche Hongkongs sind nur ca 25% bebaut. Da die Regierung sich zum größten Teil über Immobilienpreise finanziert (Bewohner von Hongkong bezahlen kaum Steuern) wird natürlich verhindert, dass Hongkong flächenmäßig wächst, was die Immobilienpreise senken würde. Viele Leute können sich in Hongkong kein eigenes Zimmer leisten, geschweige denn eine Wohnung. Vermieter teilen deshalb ohnehin schon kleine Zimmer in noch kleinere Räume auf, die dann an mehrere Parteien vermietet werden können. Die Ärmsten der Bevölkerung leben in 2 Quadratmeter großen "Käfigen", die in einem Raum übereinander gestapelt werden. Illegal sind die Blechhütten, die auf den Dächern von Hochhäusern gebaut werden, und die sich tagsüber so stark aufheizen können, dass die Bewohner im Sommer ihren Wohnplatz früh verlassen müssen und ihn erst spät abends wieder betreten können. Geendet hat die Tour bei einer großen Baustelle. Hier hat unser Guide uns erklärt, dass große Bauunternehmen, die von der Regierung unterstützt werden, alte Hochhäuser abreißen und neue bauen. Die Zimmer darin werden dann noch teurer vermietet und die ursprünglichen Bewohner können sich den Wohnraum nicht mehr leisten. So steigen die Obdachlosenzahlen in Hongkong immer weiter an. Viele Betroffene sind Alte oder Kranke, die von dem schnellen und sehr teurem Leben in der Großstadt komplett abgehängt werden. Hinzu kommt, dass Bewohner von Hongkong einen Pass nur für Hongkong besitzen. Schon um nach China zu reisen, um dort zu arbeiten und einen erschwinglicheren Wohnraum zu finden, bräuchte man ein teures Arbeitsvisum. Der arme Teil der Bevölkerung ist also in Hongkong “gefangen“.
Abends war ich dann - das völlige Kontrastprogramm zu meinem Nachmittag - am Victoria Harbour und habe mir von der Aussichtsplattform am Clocktower die Symphony of Lights angeschaut, eine mit Musik hinterlegte Lichtershow, bei der die Hochhäuser auf Hongkong Island in Szene gesetzt werden. Die Show findet jeden Abend um 20 Uhr statt und dauert ca 15 Minuten. Der Hafen bei Nacht ist noch beeindruckender und die beleuchteten Hochhäuser, die sich im Wasser spiegeln, sehen einfach toll aus!
Im Süden von Kowloon bemerkt man nichts mehr von der Armut. Hier reihen sich Edelläden und schickte Restaurants aneinander. Hongkong ist eine Stadt der Gegensätze: Neben Menschen, die auf 2 Quadratmetern leben müssen, gibt es auch unglaublich viele reiche Leute in Hongkong - so ist Hongkong auch eine der Städte mit den weltweit höchsten Lebenshaltungskosten. Die Stadt wirkt für mich wie das New York City Asiens.
Während ich am ersten Tag nur auf Kowloon war, habe ich mir sonntags Hongkong Island angeschaut. Vormittags habe ich mich bei der Hongkong Island Tour von Hongkong Free Tours angeschlossen. Hier sind wir durch den Stadtteil Central gelaufen, wo viele Banken und internationale Firmen sowie die Regierung ihre Sitze in modernen Hochhäusern haben. Bei dieser Tour hat unser Guide uns mehr über die Politik Hongkongs sowie das Verhältnis zwischen Hongkong und China erzählt. Hongkong gehörte für 99 Jahre offiziell zu Großbritannien, bevor es 1997 zu einer Sonderverwaltungszone von China wurde. Der chinesisch-britische Übergangsvertrag versprach Hongkong eigentlich eine hohe innere Autonomie, China versucht aber trotzdem seinen Einfluss auf Hongkong zu steigern, was sich zB bei den Wahlen zeigte: 2014 ließ die Regierung aus Peking nur wenige, regimetreue Kandidaten zur Wahl des Regierungschefs Hongkongs zu. Darauf formte sich Widerstand und es kam zur Umbrella Revolution: Vor allem in Central, aber auch in anderen Vierteln der Stadt kam es zu friedlichen Protesten. Die Menschen schützen sich mit Regenschirmen vor dem Tränengas, das von Polizisten eingesetzt wurde - daher der Name. Geändert hat sich dadurch jedoch nichts, die Anführer der Proteste wurden im Übrigen später verhaftet.
Während unserer Tour durch Central sind wir im vielen Parks vorbei gekommen, in denen sehr viele Leute aus den Philippinen saßen. Unser Guide hat uns erklärt, dass viele Leute von den Philippinen nach Hongkong kommen,um zB als Kindermädchen, Putzkraft in einem Hotel oder einem Restaurant zu arbeiten. Sonntags treffen sich dann viele in Parks, Essen gemeinsam und verbringen ihren freien Tag zusammen.
Anschließend bin ich mit der Peaktram zur Victoriapeak hochgefahren, einem Berg auf Hongkong Island. Oben gibt es natürlich eine große Mall - Hongkong ist schließlich ein Zentrum des Kapitalismus und verfügt über eine freie Marktwirtschaft. Auf dem Shoppingcenter gibt es eine große Aussichtsplattform, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die ganze Stadt hat: die Hochhäuser von Hongkong Island, der Hafen und dahinter Kowloon. Wirklich beeindruckend!
Nachmittags bin ich wieder hinunter gefahren und in Soho (von “South of Hollywood Road“) herumgelaufen. Soho ist ein tolles Viertel, bestehend aus alten 50er-Jahre Hochhäusern, in denen es jetzt schicke Bars und Restaurants sowie hippe Kunstgalerien und Läden gibt. Hier findet man auch den Central-Mid-Levels Escalator: die längste überdachte Rolltreppe der Welt, die zwischen den Hochhausschluchten hindurchführt - Hongkong Island ist nämlich sehr hügelig.
Auf der Hollywood Road findet man auch den berühmten Man Mo Tempel, ein buddhistischer Tempel, der mitten zwischen den Hochhäusern liegt. Ein beeindruckender Gegensatz.
Eine Seitenstraße weiter gibt es viele traditionelle chinesische Antiquitätenhändler, die so ziemlich alles an Antiquitäten verkaufen, was man sich vorstellen kann.
Abends war ich dann noch bei Lan Kwai Fong, der Kneipenstraße von Hongkong, wo es aber auch eher schicke Bars gibt.
Sonntags bin ich zuerst mit der Metro nach Lantau Island gefahren und dort mit einer Gondelbahn zum Ngong Ping Plateau hochgefahren. Oben habe ich mir den wirklich beeindruckenden Big Buddha, eine 34m hohe Bronzestatue, angeschaut. Danach bin ich durch das buddhistische Kloster Po Lin gelaufen, das ebenfalls auf dem Plateau liegt. Während der Gondelfahrt ist mir selbst aufgefallen, wie viel unbebaute Fläche und Natur um die Stadt Hongkong liegt.
Anschließend bin ich noch ein letztes Mal nach Kowloon gefahren und war auf dem Ladies Market und dem Tempel Steet Night Market - zwei Nachtmärkten, auf denen es alle möglichen Souveniers und Fälschungen zu kaufen gibt.
Natürlich war ich auch etwas shoppen, wofür sich Hongkong mit seinem unzähligen Läden sehr eignet.
Ein letztes Mal im Mongkok die Tierläden angeschaut, wo kleine Katzen und Hunde in Glaskästen in Schaufenstern spielen und schlafen. Die traditionellen Goldsfischläden werden nämlich immer mehr durch Tierläden ersetzt, in denen Hunde, Katzen und Kaninchen in kleinen Schaukästen leben. Die Passanten finden das hinreißend - ob die Tiere das ganze auch hinreißend finden, weiß ich nicht so recht. Ein letztes Mal nachts die tolle Aussicht auf den Hafen genossen und leckere Fried Dumplings gegessen.
Der kurze Trip nach Hongkong war wirklich aufregend, Hongkong ist eine unglaubliche interessante Stadt voller Gegensätze. Hier lohnt es sich, sich vor dem Bessuch mit Geschichte, Politik und sozialen Umständen der Stadt auseinander zu setzten.
Zuvor hatte ich mir viele Gedanken gemacht, da es meine erste Reise alleine in eine völlig unbekannte Stadt war - letztendlich hat es aber so viel Spaß gemacht Hongkong auf eigene Faust zu erkunden. Ich würde übrigens jedem, der mehr als nur die bekannten Sehenswürdigkeiten mitnehmen will, eine Tour mit Hongkong Free Tours empfehlen: Die Guides haben das super gemacht und ich habe unglaublich viel über Hongkong gelernt, was ich sonst nie mitbekommen hätte.
Ich, als Großstadtliebhaberin, möchte auf jeden Fall nochmal nach Hongkong!
In den letzten zwei Monaten habe ich die Zeit in Hanoi sehr genossen und richtig ausgenutzt, was die Stadt zu bieten hat. Ich war zB in vielen der Museen Hanois: Frauenmuseum (sehr interessant), Historisches Museum (viele Exponate aber wenig Erklärung) und Revolutionsmuseum (naturgemäß sehr einseitig), Museum der schönen Künste (interessant) und Hoa Lo Prison Museum, das sich im Gebäude des alten Militärgefängnisses befindet (oder was davon übrig ist). Hier hatte die französische Kolonialmacht zuerst vietnamesische Widerstandskämpfer einsperrt, und später wurden dort amerikanische Kriegsgefangene von der vietnamesischen Regierung festgehalten. Die US Soldaten hatten es ironisch das "Hanoi Hilton" genannt. Hier wird gut rübergebracht, wie hart das Leben im Gefängnis war und wie grausam die französische Kolonialmacht vietnamesische Widerstandskämpfer behandelt hat. Die Berichterstattung ist allerdings naturgemäß auch hier etwas einseitig.
Außer Museen hat Hanoi ein sehr vielfältiges Kulturangebot. Wir waren vor 2 Wochen zB auf der Vernissage einer Ausstellung 14 junger, vietnamesischer Künstler. Die Kunstszene in Hanoi ist momentan stark am Wachsen und es gibt immer mehr Leute, die sich für moderne Kunst interessieren und junge vietnamesische Künstler unterstützen wollen.
Auch das Goethe Institut und das französische Institut “L'Espace“ sind sehr engagiert in Hanoi und bieten viele verschiedene Aktivitäten an, wie Ausstellungen, Diskussionsrunden oder Filmabende. Vor ein paar Wochen haben wir beispielsweise den Klassiker “Indochine“ im französischen Institut geschaut.
Außerdem gibt am Hoan Kiem See fast jedes Wochenende eine Veranstaltung, eine davon war auch der von VAF organisierte 2gether-Run. Vor zwei Wochen fand beispielsweise ein europäisches Festival statt, bei dem die Botschaften vieler europäischer Länder über Kultur, Land und Leute informiert haben. Es gab eine Bühne, wo verschieden Performances aufgeführt wurden, zB ein polnischer Tanz, ein bulgarischer Chor oder eine irische Band. Dazu gab es Infostände zu den verschiedenen Ländern und natürlich auch Verkaufsstände, wo kleine Unternehmen ihre Produkte angeboten haben, darunter viel Essen und Trinken: französischer Wein, Pizza, Crepes und mehrere Stände, die Bier aus verschiedenen Ländern verkauften - natürlich auch deutsches! Solche Veranstaltungen machen einfach total viel Spaß, und wegen solchen Dingen liebe ich es, hier in Vietnam in einer Großstadt zu leben.
Was auch richtig Spaß macht, sind die “deutschen Stammtische“, von denen es in Hanoi mehrere gibt. Hier treffen sich in einem Café Vietnamesen, die deutsch lernen wollen um in Deutschland zu studieren, eine Ausbildung zu machen oder zu arbeiten. Mit dabei sind meistens auch deutsche Expats - die Lernenden freuen sich natürlich total, wenn sie die Möglichkeit haben mit Muttersprachlern zu reden. Es ist wirklich beeindruckend, wie schnell die Menschen deutsch lernen! Vor allem, weil es für manche, die kaum Englisch reden, die erste westliche und fremdartige Sprache ist, die sie sich aneignen. Hier habe ich schon viele Vietnamesen getroffen, die in Deutschland als Krankenpfleger/in arbeiten wollen. Im Rahmen eines Projektes der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) bekommen nämlich Vietnamesen in Deutschland eine Ausbildung in der Krankenpflege und können anschließen eine bestimmte Zeit lang in Deutschland arbeiten. Ein sehr sinnvolles Unternehmen, wie ich finde, denn in Deutschland werden Arbeitskräfte in der Krankenpflege dringend gebraucht, während Vietnam mit seiner sehr jungen Bevölkerung ein großes Arbeitskräftepotenzial hat. Durch die Arbeitserfahrung der Menschen im Ausland verbessert sich außerdem schließlich auch der Gesundheitssektor in Vietnam durch die Rückkehr der gut ausgebildeten Pfleger und Pflegerinnen. Mehr zu dem Projekt findet man hier: https://www.giz.de/de/weltweit/40207.html
Letzte Woche Donnerstag hatten wir unsere letzte Unterrichtsstunde in der Blindschool, da die Schüler jetzt bis September Sommerferien haben. Dh, wir mussten uns letzte Woche von unseren Schülern verabschieden und haben das Unterrichtsjahr mit einer “Reise um die Welt“, also einem Quiz zu verschiedenen Ländern, beendet. Auf der einen Seite bin ich schon etwas traurig, weil mir die Schüler in den 8 Monaten, in denen wir mit ihnen gearbeitet haben, wirklich ans Herz gewachsen sind. Auf der anderen Seite bin ich einfach stolz auf sie, weil sie fast jede Stunde voller Elan dabei waren. Nicht nur verlieren sie nie den Spaß am Englischlernen, sondern sie lassen sich auch sonst nie unterkriegen - auch wenn der Alltag in der Schule und das Leben in Hanoi oftmals nicht einfach für sie ist. Ich habe in den letzten Monaten unglaublich viel von ihnen gelernt - ob im Bezug aufs Unterrichten, Umgang mit Personen die visuell beeinträchtigt sind oder vietnamesische Kultur, und ich glaube ich bin an der Arbeit in der Blindschool gewachsen. Das Unterrichten hat immer Spaß gemacht, natürlich auch weil wir kein klassisches Lehrer-Schüler-Verhältnis hatten, sondern eher eine Freundschaft. Umso schwerer fällt uns der Abschied.
Auch im Blindcenter werden wir nach dem Urlaub nicht mehr arbeiten, da der Kurs Mitte Juni seinen Abschluss hat, dh auch hier mussten wir uns verabschieden.
Es gab aber auch ein Wiedersehen: Linh, eine gute Freundin, die auch bei VAF als Freiwillige gearbeitet hat, und die im Januar zum Studieren in die USA gezogen ist, ist jetzt während ihrer Sommerferien nach Vietnam gekommen. Sie hilft uns mit dem Organisieren des 2gether-Run 2018, was jetzt wieder ansteht.
Am 1. Juni geht es dann los mit unserer einmonatigen Vietnamreise: Zuerst fahren wir in den Norden, dann ins Zentrum und schließlich in den Süden, wo wir am 1.7. von Ho Chi Minh City wieder nach Hanoi fliegen. Ich bin sehr gespannt, was wir alles erleben werden. Natürlich werde ich euch hier von meiner Reise berichten. :)
Hongkongs Skyline bei Nacht |
Vom 27.4. bis 1.5. war ich in Hongkong, um mein langes Wochenende auszunutzen.
Nach dem zweistündigen Flug von Hanoi aus bin ich Freitag nachts in Hongkong angekommen. Samstags habe ich meinen ersten Tag mit einer Hafenrundfahrt gestartet. Es war leider ziemlich diesig, die Skyline sah aber trotzdem umwerfend aus.
Danach habe ich mich spontan einer Führung durch Mongkok angeschlossen, die von Hongkong Free Tours angeboten wurde. Hongkong Free Tours ist ein junges Unternehmen, das aus Guides besteht, die aus Hongkong stammen und dort leben und die ihre Stadt Touristen näher bringen möchten. Die Touren sind frei, aber ein Trinkgeld ist am Ende natürlich willkommen. Während der Touren betrachtet man Hongkong unter einem sozialkritischen und politischen Gesichtspunkt.
Hongkong besteht aus der Halbinsel Kowloon, der großen Insel Hongkong Island, mehrere kleinen Inseln (darunter Lantau Island, wo sich der Flughafen befindet) und den New Territories, nördlich von Kowloon. Mongkok liegt in Kowloon und ist einer der am dichtesten besiedelten Flecken der Erde. Hier wurden wir von unserem Guide zwischen den Hochhäuser zum Goldfischmarkt, zum Blumenmarkt, zum Vogelmarkt (geschlossen wegen Grippe) und schließlich zu Wohnblöcken am Rand von Mongkok geführt.
Abends war ich dann - das völlige Kontrastprogramm zu meinem Nachmittag - am Victoria Harbour und habe mir von der Aussichtsplattform am Clocktower die Symphony of Lights angeschaut, eine mit Musik hinterlegte Lichtershow, bei der die Hochhäuser auf Hongkong Island in Szene gesetzt werden. Die Show findet jeden Abend um 20 Uhr statt und dauert ca 15 Minuten. Der Hafen bei Nacht ist noch beeindruckender und die beleuchteten Hochhäuser, die sich im Wasser spiegeln, sehen einfach toll aus!
Im Süden von Kowloon bemerkt man nichts mehr von der Armut. Hier reihen sich Edelläden und schickte Restaurants aneinander. Hongkong ist eine Stadt der Gegensätze: Neben Menschen, die auf 2 Quadratmetern leben müssen, gibt es auch unglaublich viele reiche Leute in Hongkong - so ist Hongkong auch eine der Städte mit den weltweit höchsten Lebenshaltungskosten. Die Stadt wirkt für mich wie das New York City Asiens.
Während ich am ersten Tag nur auf Kowloon war, habe ich mir sonntags Hongkong Island angeschaut. Vormittags habe ich mich bei der Hongkong Island Tour von Hongkong Free Tours angeschlossen. Hier sind wir durch den Stadtteil Central gelaufen, wo viele Banken und internationale Firmen sowie die Regierung ihre Sitze in modernen Hochhäusern haben. Bei dieser Tour hat unser Guide uns mehr über die Politik Hongkongs sowie das Verhältnis zwischen Hongkong und China erzählt. Hongkong gehörte für 99 Jahre offiziell zu Großbritannien, bevor es 1997 zu einer Sonderverwaltungszone von China wurde. Der chinesisch-britische Übergangsvertrag versprach Hongkong eigentlich eine hohe innere Autonomie, China versucht aber trotzdem seinen Einfluss auf Hongkong zu steigern, was sich zB bei den Wahlen zeigte: 2014 ließ die Regierung aus Peking nur wenige, regimetreue Kandidaten zur Wahl des Regierungschefs Hongkongs zu. Darauf formte sich Widerstand und es kam zur Umbrella Revolution: Vor allem in Central, aber auch in anderen Vierteln der Stadt kam es zu friedlichen Protesten. Die Menschen schützen sich mit Regenschirmen vor dem Tränengas, das von Polizisten eingesetzt wurde - daher der Name. Geändert hat sich dadurch jedoch nichts, die Anführer der Proteste wurden im Übrigen später verhaftet.
Während unserer Tour durch Central sind wir im vielen Parks vorbei gekommen, in denen sehr viele Leute aus den Philippinen saßen. Unser Guide hat uns erklärt, dass viele Leute von den Philippinen nach Hongkong kommen,um zB als Kindermädchen, Putzkraft in einem Hotel oder einem Restaurant zu arbeiten. Sonntags treffen sich dann viele in Parks, Essen gemeinsam und verbringen ihren freien Tag zusammen.
Anschließend bin ich mit der Peaktram zur Victoriapeak hochgefahren, einem Berg auf Hongkong Island. Oben gibt es natürlich eine große Mall - Hongkong ist schließlich ein Zentrum des Kapitalismus und verfügt über eine freie Marktwirtschaft. Auf dem Shoppingcenter gibt es eine große Aussichtsplattform, von wo aus man eine tolle Aussicht auf die ganze Stadt hat: die Hochhäuser von Hongkong Island, der Hafen und dahinter Kowloon. Wirklich beeindruckend!
Nachmittags bin ich wieder hinunter gefahren und in Soho (von “South of Hollywood Road“) herumgelaufen. Soho ist ein tolles Viertel, bestehend aus alten 50er-Jahre Hochhäusern, in denen es jetzt schicke Bars und Restaurants sowie hippe Kunstgalerien und Läden gibt. Hier findet man auch den Central-Mid-Levels Escalator: die längste überdachte Rolltreppe der Welt, die zwischen den Hochhausschluchten hindurchführt - Hongkong Island ist nämlich sehr hügelig.
Auf der Hollywood Road findet man auch den berühmten Man Mo Tempel, ein buddhistischer Tempel, der mitten zwischen den Hochhäusern liegt. Ein beeindruckender Gegensatz.
Eine Seitenstraße weiter gibt es viele traditionelle chinesische Antiquitätenhändler, die so ziemlich alles an Antiquitäten verkaufen, was man sich vorstellen kann.
Abends war ich dann noch bei Lan Kwai Fong, der Kneipenstraße von Hongkong, wo es aber auch eher schicke Bars gibt.
Sonntags bin ich zuerst mit der Metro nach Lantau Island gefahren und dort mit einer Gondelbahn zum Ngong Ping Plateau hochgefahren. Oben habe ich mir den wirklich beeindruckenden Big Buddha, eine 34m hohe Bronzestatue, angeschaut. Danach bin ich durch das buddhistische Kloster Po Lin gelaufen, das ebenfalls auf dem Plateau liegt. Während der Gondelfahrt ist mir selbst aufgefallen, wie viel unbebaute Fläche und Natur um die Stadt Hongkong liegt.
Anschließend bin ich noch ein letztes Mal nach Kowloon gefahren und war auf dem Ladies Market und dem Tempel Steet Night Market - zwei Nachtmärkten, auf denen es alle möglichen Souveniers und Fälschungen zu kaufen gibt.
Natürlich war ich auch etwas shoppen, wofür sich Hongkong mit seinem unzähligen Läden sehr eignet.
Ein letztes Mal im Mongkok die Tierläden angeschaut, wo kleine Katzen und Hunde in Glaskästen in Schaufenstern spielen und schlafen. Die traditionellen Goldsfischläden werden nämlich immer mehr durch Tierläden ersetzt, in denen Hunde, Katzen und Kaninchen in kleinen Schaukästen leben. Die Passanten finden das hinreißend - ob die Tiere das ganze auch hinreißend finden, weiß ich nicht so recht. Ein letztes Mal nachts die tolle Aussicht auf den Hafen genossen und leckere Fried Dumplings gegessen.
Montags ging es vormittags schon wieder an den Flughafen und zurück nach Hanoi.
Zuvor hatte ich mir viele Gedanken gemacht, da es meine erste Reise alleine in eine völlig unbekannte Stadt war - letztendlich hat es aber so viel Spaß gemacht Hongkong auf eigene Faust zu erkunden. Ich würde übrigens jedem, der mehr als nur die bekannten Sehenswürdigkeiten mitnehmen will, eine Tour mit Hongkong Free Tours empfehlen: Die Guides haben das super gemacht und ich habe unglaublich viel über Hongkong gelernt, was ich sonst nie mitbekommen hätte.
Ich, als Großstadtliebhaberin, möchte auf jeden Fall nochmal nach Hongkong!
In den letzten zwei Monaten habe ich die Zeit in Hanoi sehr genossen und richtig ausgenutzt, was die Stadt zu bieten hat. Ich war zB in vielen der Museen Hanois: Frauenmuseum (sehr interessant), Historisches Museum (viele Exponate aber wenig Erklärung) und Revolutionsmuseum (naturgemäß sehr einseitig), Museum der schönen Künste (interessant) und Hoa Lo Prison Museum, das sich im Gebäude des alten Militärgefängnisses befindet (oder was davon übrig ist). Hier hatte die französische Kolonialmacht zuerst vietnamesische Widerstandskämpfer einsperrt, und später wurden dort amerikanische Kriegsgefangene von der vietnamesischen Regierung festgehalten. Die US Soldaten hatten es ironisch das "Hanoi Hilton" genannt. Hier wird gut rübergebracht, wie hart das Leben im Gefängnis war und wie grausam die französische Kolonialmacht vietnamesische Widerstandskämpfer behandelt hat. Die Berichterstattung ist allerdings naturgemäß auch hier etwas einseitig.
Historisches Museum |
Museum der schönen Künste |
Hoa Lo Prison Museum: anhand von Puppen wird dargestelltes wie die Gefangenen leben mussten |
Auch das Goethe Institut und das französische Institut “L'Espace“ sind sehr engagiert in Hanoi und bieten viele verschiedene Aktivitäten an, wie Ausstellungen, Diskussionsrunden oder Filmabende. Vor ein paar Wochen haben wir beispielsweise den Klassiker “Indochine“ im französischen Institut geschaut.
Außerdem gibt am Hoan Kiem See fast jedes Wochenende eine Veranstaltung, eine davon war auch der von VAF organisierte 2gether-Run. Vor zwei Wochen fand beispielsweise ein europäisches Festival statt, bei dem die Botschaften vieler europäischer Länder über Kultur, Land und Leute informiert haben. Es gab eine Bühne, wo verschieden Performances aufgeführt wurden, zB ein polnischer Tanz, ein bulgarischer Chor oder eine irische Band. Dazu gab es Infostände zu den verschiedenen Ländern und natürlich auch Verkaufsstände, wo kleine Unternehmen ihre Produkte angeboten haben, darunter viel Essen und Trinken: französischer Wein, Pizza, Crepes und mehrere Stände, die Bier aus verschiedenen Ländern verkauften - natürlich auch deutsches! Solche Veranstaltungen machen einfach total viel Spaß, und wegen solchen Dingen liebe ich es, hier in Vietnam in einer Großstadt zu leben.
Was auch richtig Spaß macht, sind die “deutschen Stammtische“, von denen es in Hanoi mehrere gibt. Hier treffen sich in einem Café Vietnamesen, die deutsch lernen wollen um in Deutschland zu studieren, eine Ausbildung zu machen oder zu arbeiten. Mit dabei sind meistens auch deutsche Expats - die Lernenden freuen sich natürlich total, wenn sie die Möglichkeit haben mit Muttersprachlern zu reden. Es ist wirklich beeindruckend, wie schnell die Menschen deutsch lernen! Vor allem, weil es für manche, die kaum Englisch reden, die erste westliche und fremdartige Sprache ist, die sie sich aneignen. Hier habe ich schon viele Vietnamesen getroffen, die in Deutschland als Krankenpfleger/in arbeiten wollen. Im Rahmen eines Projektes der GIZ (Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit) bekommen nämlich Vietnamesen in Deutschland eine Ausbildung in der Krankenpflege und können anschließen eine bestimmte Zeit lang in Deutschland arbeiten. Ein sehr sinnvolles Unternehmen, wie ich finde, denn in Deutschland werden Arbeitskräfte in der Krankenpflege dringend gebraucht, während Vietnam mit seiner sehr jungen Bevölkerung ein großes Arbeitskräftepotenzial hat. Durch die Arbeitserfahrung der Menschen im Ausland verbessert sich außerdem schließlich auch der Gesundheitssektor in Vietnam durch die Rückkehr der gut ausgebildeten Pfleger und Pflegerinnen. Mehr zu dem Projekt findet man hier: https://www.giz.de/de/weltweit/40207.html
Letzte Woche Donnerstag hatten wir unsere letzte Unterrichtsstunde in der Blindschool, da die Schüler jetzt bis September Sommerferien haben. Dh, wir mussten uns letzte Woche von unseren Schülern verabschieden und haben das Unterrichtsjahr mit einer “Reise um die Welt“, also einem Quiz zu verschiedenen Ländern, beendet. Auf der einen Seite bin ich schon etwas traurig, weil mir die Schüler in den 8 Monaten, in denen wir mit ihnen gearbeitet haben, wirklich ans Herz gewachsen sind. Auf der anderen Seite bin ich einfach stolz auf sie, weil sie fast jede Stunde voller Elan dabei waren. Nicht nur verlieren sie nie den Spaß am Englischlernen, sondern sie lassen sich auch sonst nie unterkriegen - auch wenn der Alltag in der Schule und das Leben in Hanoi oftmals nicht einfach für sie ist. Ich habe in den letzten Monaten unglaublich viel von ihnen gelernt - ob im Bezug aufs Unterrichten, Umgang mit Personen die visuell beeinträchtigt sind oder vietnamesische Kultur, und ich glaube ich bin an der Arbeit in der Blindschool gewachsen. Das Unterrichten hat immer Spaß gemacht, natürlich auch weil wir kein klassisches Lehrer-Schüler-Verhältnis hatten, sondern eher eine Freundschaft. Umso schwerer fällt uns der Abschied.
Zoe und ich mit unseren Schülern & einer vietnamesischen Freiwillige |
Während unserer letzten Unterrichtsstunden: Linh hat Kuchen geschenkt bekommen - zum Abschied, da sie nächstes Jahr auf die Highschool wechselt |
Auch im Blindcenter werden wir nach dem Urlaub nicht mehr arbeiten, da der Kurs Mitte Juni seinen Abschluss hat, dh auch hier mussten wir uns verabschieden.
Es gab aber auch ein Wiedersehen: Linh, eine gute Freundin, die auch bei VAF als Freiwillige gearbeitet hat, und die im Januar zum Studieren in die USA gezogen ist, ist jetzt während ihrer Sommerferien nach Vietnam gekommen. Sie hilft uns mit dem Organisieren des 2gether-Run 2018, was jetzt wieder ansteht.
Am 1. Juni geht es dann los mit unserer einmonatigen Vietnamreise: Zuerst fahren wir in den Norden, dann ins Zentrum und schließlich in den Süden, wo wir am 1.7. von Ho Chi Minh City wieder nach Hanoi fliegen. Ich bin sehr gespannt, was wir alles erleben werden. Natürlich werde ich euch hier von meiner Reise berichten. :)
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