Von Vietnams Norden nach Süden

Seit 4 Wochen sind wir schon wieder in Hanoi. Auf unserer Reise im Juni vom Norden Vietnams nach Süden haben wir sehr viel gesehen – hier eine kleine Zusammenfassung:

Erster Stopp war Mai Chau. Mai Chau ist ein grünes Tal umringt von Karstbergen, es befindet sich in der Hoa Binh Provinz westlich von Hanoi. Hier haben wir nur einmal übernachtet. Wir sind im Tal gewandert, haben uns die traditionellen Thai Dörfer angeschaut und die ziemlich pittoreske Landschaft mit ihren grünen Reisfeldern genossen. Sehr schön und sehr ruhig.


Über Hanoi ging es weiter nach Sapa – einer kleinen Marktstadt im Nordwesten Vietnams. Sapa ist die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts und liegt in der Provinz Lao Cai - direkt an der Grenze zu China. In Sapa und den umliegenden Dörfern leben viele Angehörige der ethnischen Minderheiten Hmong, Red Dao oder Tay. Zum Glück hat das Wetter mitgespielt, hier kann man in Sapa nämlich ganz schön Pech haben! Hat es am ersten Tag noch etwas geregnet – wir haben uns mit Motorrädern zum Silver Waterfall und zum Tram Ton Pass fahren lassen und die Stadt noch etwas erkundet – so hatten wir am zweiten Tag blauen Himmel und Sonnenschein. Sehr praktisch, denn an diesem Tag waren wir mit zwei Hmong-Frauen in den Bergen trekken. Sapa liegt nämlich auf ca 1600m im Hoang Lien Son-Gebirge und schaut auf ein grünes Tal herab. Gestartet sind wir in Sapa und mussten erst einmal einen steilen Anstieg auf einem kleinen Geröllpfad meistern. Obwohl unsere Guides zwei ältere Frauen waren, haben sie beim Anstieg ein ganz schönes Tempo vorgelegt... :) Danach kamen wir auf einen größeren Weg, der uns nach ca 5h zum Heimatdorf einer unserer Guides geführt hat. Auf dem Weg hatten wir tolle Aussichten auf das Tal mit seinen vielen kleinen Dörfern und grünen Reisterrassen. Vom Haus unserer Guide aus haben wir dann ein Motorradtaxi zurück nach Sapa genommen, was recht abenteuerlich war, da die Straße teilweise sehr schlecht waren. Am letzten Tag in Sapa haben wir den Fansipan – den höchsten Berg Vietnams – erklommen.  Nun ja, ehrlich gesagt sind wir zuerst mit einer Gondel gefahren :) Wir mussten dann aber immerhin noch 600 Stufen steigen, um auf den höchsten Punkt zu kommen. Von oben hat man einen gigantischen Ausblick auf das Tal und das umliegende Gebirge. Nachmittags ging es schon wieder zurück nach Hanoi… Sapa hat mich wirklich beeindruckt! Die Landschaft ist unglaublich schön und ganz anders als alles, was ich schon von Vietnam gesehen habe. Das Wetter ist viel angenehmer: Wir hatten um die 25 Grad, eine willkommene Abwechslung! Außerdem kann man viel über die ethnischen Minderheiten, die im Nordwesten Vietnams Leben lernen – ein wichtiger Teil der Kultur des Landes.
Silver Waterfall

Tram Ton Pass

Blick auf Sapa 

Bei der Wanderung




Mit einer unserer Guides

Blick aus der Gondel

Auf dem Fansipan


Weiter ging es nun ins Zentrum Vietnams. Von Hanoi aus sind wir mit dem Reunification Express, der Eisenbahnlinie, die Vietnam von Hanoi bis Ho-Chi-Minh-City komplett durchquert, bis nach Dong Hoi gefahren. Dong Hoi ist die Hauptstadt der Provinz Quang Binh in Zentralvietnam, 500km südlich von Hanoi. Unser Ziel hier war der nahegelegenen Phong Nha-Khe Bang-Nationalpark, der für sein riesiges Höhlennetzwerk mit unterirdischen Flüssen und Wasserfällen, seine Karstberge und seinen artenreichen tropischen Primärwald bekannt ist. Leider hatten wir keine Zeit für einen Jungletrek, was hier unglaublich toll sein soll, dafür haben wir aber zwei der Höhlen angeschaut: Die Phong Nha Cave, bei der wir mit einem Boot über einen Fluss durch die Höhle gefahren sind, und die Paradise Cave, die 31km lang ist, wobei man nur 1km zu Fuß in die Höhle hinein gehen kann. Die riesigen Höhlen mit ihren Stalagmiten und Stalagtiten haben mich an Jule Verne's “Reise zum Mittelpunkt der Erde“ erinnert – unglaublich beeindruckend!






Am nächsten Tag ging es weiter nach Hue – von 1802 bis 1945 Vietnams Hauptstadt. Hier haben wir uns natürlich die Zitadelle mit der Verbotenen Stadt angeschaut (Palastanlage der Nguyen-Dynastie, die von 1802 bis 1945 die vietnamesischen Kaiser stellte), drei der vielen Kaisergräber (die etwas außerhalb liegen) die Thien Mu-Pagode (bekannt für den Mönch Thich Quang Duc, der sich 1963 in Saigon selbst verbrannte aus Protest gegen die Buddhistenverfolgung durch den damaligen katholischen Diktator) und den Anh Dinh Palast (Palast des letzten Kaisers Bao Dao). An einem Tag haben wir eine Tour in die DMZ (Demilitarized Zone) gemacht. Das ist die Gegend um die frühere Demarkationslinie – also bis zur Wiedervereinigung de facto die Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Während des Vietnamkriegs war dieses Gebiet sehr stark umkämpft. Hier sind wir auch durch die Vinh Moc Tunnel gelaufen, ein System von Tunneln auf 3 Ebenen, in denen die Bevölkerung von Vinh Moc während des Krieges mehrere Monate lang gelebt hat. Für Hue haben wir uns etwas mehr Zeit genommen, da wir hier auch unsere Kolping-Mitfreiwilligen Aljoscha, Franziska und Antonia getroffen haben. Sie wohnen und arbeiten in Hue in der Peaceful Bamboo Family, wo sie beeinträchtigte junge Menschen betreuen. Es war sehr schön sie mal zu besuchen und einen Einblick in ihr Projekt und ihre Arbeit zu bekommen.
Drachenboote auf dem Parfümfluss

Thien Mu-Pagode

Markt von Hue


In der Verbotenen Stadt


In der Zitadelle


Anh Dinh Palast


In der DMZ

Vinh Moc Tunnel

Soldatenfriedhof

Grab von Minh Mang



Nächste Station: Hoi An. Da ich hier mit meiner Familie im März schon war, habe ich mich auf ein paar ruhige Tage in Hoi An gefreut. Ich bin viel durch die malerische Altstadt geschlendert, war etwas einkaufen, habe mir ein Kleid schneidern lassen und habe das gute Essen und das wunderschöne Stadtbild genossen. Hoi An ist einfach traumhaft! Ich habe auch einen Halbtagesausflug zu den Marmorbergen gemacht – 5 Marmorberge, die nach den 5 Elementen benannt sind. Man kann allerdings nur den Wasserberg besteigen. In dem Berg gibt es viele große und kleine Höhlen mit buddhistischen und hinduistischen Altären, Pagoden und Tempeln – vor allem wenn die Sonne von oben in die Höhlen einfällt, sieht das sehr mystisch aus.
Hoi An





Marmorberge




Nach einer sehr anstrengenden 16h Busfahrt sind wir in Dalat angekommen – einer Stadt, die höher und im zentralen Bergland liegt. Die Stadt wurde erst 1912 von den Franzosen gegründet, die das kühlere Klima sehr schätzen. Heute ist Dalat sehr beliebt bei Vietnamesen, wegen des Klimas besitzen viele reiche Vietnamesen hier eine Villa. Wir haben hier eine Easy Rider-Tour gemacht: wir wurden von Motorradfahrern durch die schöne Umgebung gefahren, mit ihren Seen, Bergen, Wasserfällen und immergrünen Wäldern. Leider hat es immer mal wieder geregnet, aber es hat trotzdem richtig viel Spaß gemacht!

Dalat

Sommerpalast von Kaiser Bao Dai



Avocadozeit in Dalat

Auf der Easy Rider Tour

Beim Weben

Pilzfarm

Herstellen von Reisnudeln

Herstellen von Räucherstäbchen


Seidenfabrik


Elephant Spring


Heuschreckenfarm

Blick von einer Kaffeeplantage...


...wo auch Civets zur Herstellung vom umstrittenen Weasel Coffee gehalten werden.
Als nächstes ging es weiter nach Mui Ne, einem ursprünglichen kleinen Fischerort. Hier haben wir uns im Rahmen einer (sehr touristischen :)) Sunrise-Tour (4:30 – 8:30) die weißen und roten Sanddünen angeschaut, waren kurz auf einem Fischmarkt direkt am Meer und sind die Fairy Spring entlang gelaufen, einem kleinen Strom auf einem Sandbett, in dem man barfuss gehen konnte. War schon schön, wir hatten allerdings für jede Station nur sehr wenig Zeit… Mui Ne ist recht zubetoniert und sonst vor allem bekannt für Wassersport, wie Kitesurfen. Die Saison dafür ist allerdings erst im Herbst. Was mich beeindruckt hat, ist, dass Vietnam so viele verschiedene Landschaften besitzt: Berge, Regenwälder, Strände und sogar eine kleine Wüste.
Weiße Sanddünen

Rote Sanddünen

Fischmarkt

Fairy Spring
Nächster Stopp war schon Ho-Chi-Minh-City, das frühere Saigon. Hier haben wir erstmal 3 Tage verbracht und haben die Stadt erkundet und uns Sehenswürdigkeiten angeschaut: das Postoffice und die Kathedrale (beides aus französischer Zeit), das War Museum (sehr bedrückend, zeigt unter anderem die Auswirkung von Agent Orange und auch die Kriegsverbrechen, die die Amerikaner an der vietnamesischen Bevölkerung verübt haben), den Wiedervereinigungspalast aus den 60er Jahren (auch innen ist alles im Original aus dieser Zeit erhalten), Cho Lon (chinesisches Viertel) und zwei alte Hochhäuser, die jetzt durch hippe Bars, Cafés und schicke Boutiquen erobert werden. Wir sind die ehemalige Rue Catinat (heute Dong Khoi Street) vorbei am berühmten Hotel Continental und der Oper entlang gelaufen und waren auf dem Ben Thanh Markt. Vom ersten Eindruck her erscheint Saigon viel größer, moderner, und westlicher als Hanoi. Hanoi erscheint mir dafür traditioneller und auch etwas authentischer.
Kathedrale

Post office


Ben Thanh Markt

Wiedervereinigungspalast




Cho Lon, ein Kontrast zur schicken Dong Khoi, wo auch das...

...berühmte Hotel Continental steht.

Altes Hochhaus



Für eine Nacht sind wir dann ins Mekong-Delta gefahren, nach Can Tho – der größten Stadt im Delta. Von hier aus haben wir eine Bootstour auf dem Mekong gemacht, eigentliche ein Muss für jede Vietnamreise, wobei es hier auch sehr viele Touristenfallen gibt, eben weil jeder Tourist das machen will. Wir hatten Glück, auch weil wir uns nicht für eine Tagestour von Ho-Chi-Minh-City aus entschieden haben. Wir waren also von 5 bis 12 (Sunrise Tour) auf dem Mekong unterwegs, haben bei Can Tho zwei schwimmende Märkte durchquert und sind später, als wir weiter von der Stadt entfernt waren, durch die tropische Vegetation an den Ufern des Mekong gefahren.





Nach einen kurzen Stopp in Ho-Chi-Minh-City sind wir von dort aus für 4 Tage nach Con Son geflogen, der größten Insel der südlich vom Festland liegenden Inselgruppe Vietnams Con Dao. Wie Phu Quoc war auch Con Dao eine Gefängnisinsel, seit die Franzosen einen großen Gefängniskomplex dort errichteten. Heute ist die Insel noch kaum touristisch erschlossen, mit nur einer kleinen verschlafenen Stadt. Hier haben wir eine tolle Zeit verbracht, waren am Strand, im Meer und haben die Ruhe genossen – ein richtiges kleines Paradies. Highlight der Reise war für mich auf jeden Fall die Tour zur Insel Bay Canh: Hier haben wir auf einer kleineren Nachbarinsel von Con Son in einer Rangerstation übernachtet, nachdem wir mit unserem Guide mit einem Boot nach Bay Canh gefahren und dort schnorcheln waren. Früh am Morgen um 4 Uhr sind wir runter an den Strand gegangen und haben dort eine Wasserschildkröte beobachtet, die zur Eiablage an den Strand gekommen ist. Bay Canh ist der einzige Ort in Vietnam, wo Schildkröten zur Eiablage hinkommen. Um die Tiere vor natürlichen Feinden und vor allem vor Menschen zu schützen, die Eier klauen um sie zu verkaufen, werden die Eier von Rangern eingesammelt und in der Station ausgebrütet. So finden mehr kleine Schildkröten ins Wasser und die Überlebenschancen der Tiere sind gesteigert. Die weibliche Schildkröte hat sich am Ende doch dagegen entschieden Eier abzulegen, auch nach zwei Stunden mühsamen Buddelns – es war aber auch schon hell und normalerweise legen Schildkröten im Dunkeln. Wir haben sie schließlich alleine gelassen, sodass sie wieder zurück ins Meer gehen konnte. Anschließend haben wir erfahren, dass am Morgen einige der kleinen Schildkröten geschlüpft sind, sodass wir sie ins Meer entlassen konnten. Es war ein unglaubliches Erlebnis, die kleinen Schildkröten ins Wasser watscheln zu sehen, an Land so unbeholfen, und waren sie einmal im Wasser sind sie so elegant davongeschwommen – unglaublich schön und so schützenswert! An dieser Stelle möchte ich etwas ansprechen, was mir diesen Monat sehr bewusst geworden ist: In Vietnam sieht man überall Plastikmüll, vor allem an den Stränden. In Vietnam wird leider sehr viel Plastik verwendet, vor allem Plastikflaschen, da das Leitungswasser nicht trinkbar ist, d.h. der Plastikmüll stammt zum Teil von Vietnamesen selbst. Zum Teil wird der Müll aber auch vom Meer angespült, stammt also praktisch von uns  - auch aus Deutschland. Auf Bay Canh zB war der Strand an einer Küstenseite voll mit angespültem Plastikmüll aus dem Meer, direkt daneben, wo frisch geschlüpfte Schildkröten ins Wasser gehen. Plastikmüll ist nicht nur ein optisches Problem: Fische, Wale, Delfine und Schildkröten versuchen, große Plastikteile (wie zB Plastiktüten) zu fressen und sterben daran. Die Tiere schlucken kleine Teile, und das Plastik landet so über die Nahrungskette auf unseren eigenen Tellern. Mikroplastik gelangt mehr oder weniger überall auf der Welt ins Grundwasser. Plastikmüll hat fatale Auswirkungen auf unsere Umwelt und ist eines der großen Umweltprobleme, denen wir uns stellen müssen – und wir können alle etwas dafür tun: weniger Plastik verwenden, vor allem kein Einmal-Plastik und keine Wegwerftüten mehr, aber auch auf Mikroplastik in Kosmetik verzichten. Es ist sehr wichtig, dass wir hier etwa an unserem eigenen Verhalten ändern.

Auf Con Son





Auf Bay Canh






Nachdem wir schweren Herzens wieder von Con Son nach Ho-Chi-Minh-City geflogen waren, hatten wir noch ein letztes Wochenende in der Großstadt. Von den anderen Kolpingfreiwilligen waren zu dieser Zeit noch die 3 aus Hue und Jonathan aus dem Projekt im Cuc Phuong Nationalpark in Saigon, was ziemlich schön war – so konnten wir etwas Zeit miteinander verbringen. Am letzten Abend waren Zoe und ich auf dem höchsten Hochhaus Vietnams, dem Bitexco-Tower, in der Bar ganz oben und haben zugesehen, wie es dunkel wird und die Lichter der Stadt angehen. Eine solche Großstadt  bei Nacht von oben ist unglaublich beeindruckend! Am Abend des 1.7. sind wir schließlich zurück nach Hanoi geflogen, da wir am Montag, 2.7., wieder gearbeitet haben.
Bitexco Tower

City Hall

Blick auf Ho-Chi-Minh-City


Ich bin so dankbar, dass wir die Möglichkeiten hatten einem Monat lang durch Vietnam zu reisen und auch das Zentrum und den Süden des Landes kennen zu lernen. Nicht nur landschaftlich ist Vietnam sehr vielfältig, auch die Mentalität der Menschen im Norden und Süden unterscheidet sich, was sicherlich auch historische bedingt ist. Wären wir aber das Jahr über nur im Norden geblieben, hätten wir ein sehr unvollständiges Bild von Vietnam gehabt. Das Reisen hat sehr viel Spaß gemacht, wir haben sehr viel gesehen, erlebt und gelernt – ich bin aber auch froh wieder im Hanoi zu sein und genieße hier die letzten Wochen meines Jahres in Vietnam. Den nächsten Blogeintrag werde ich wahrscheinlich aus dem Flugzeug auf dem Weg nach Deutschland schreiben… :)


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