Jetzt ist der November schon vorbei und ich möchte euch erzählen, was in den letzten Wochen so passiert ist.
Zuerst ein kurzes Wetter-Update: Zwischenzeitlich war es hier in Han
oi richtig kalt - minimal 14°C, was aber hier noch viel kälter wirkt. Irgendwie ist alles auf Hitze eingestellt, sodass man, wenn es wirklich kalt ist, nicht aufhört zu frieren: es gibt keine Heizung, die Fenster sind sehr schlecht isoliert und die Kaffees sind teilweise komplett offen und haben gar keine Fenster. Man kann sich also nirgends aufwärmen. Aber na ja, daran gewöhnt man sich auch, und der Winter hier ist ja sehr kurz.
In letzter Zeit haben wir sehr viel am 2gether-Run gearbeitet: Wir haben hunderte von E-Mails mit Infos an die Teilnehmer gesendet (die bei weitem unbeliebteste Aufgabe), wir haben Bänder für die Holzmedaillen, die alle visuell beeinträchtigten Teilnehmer bekommen, zurecht geschnitten. Wir haben Kisten voller T-Shirts für Freiwillige und Teilnehmer sortiert, wir hatten unzählige Meetings in denen alles Logistische und Organisatorische besprochen wurde, wir haben für jeden Freiwilligen einen nón (traditioneller vietnamesischer Kegelhut) bemalt und mit zuvor gebastelten Sternen beklebt, und und und. Am vergangenen Samstag waren wir außerdem bei einem Volunteer teaching, bei dem wir beigebracht bekamen, wie man Blinde richtig führt und wie Blinde einen Blindenstock benutzen. Am Eventtag selbst werden Zoe und ich nämlich vor allem in der "experience corner" tätig sein, wo Besucher unter anderem erfahren können, wie visuell Beeinträchtigte mit einem solchen Stock umgehen. Das teaching war sehr interessant und lehrreich - besonders für Zoé und mich, da wir ja täglich mit visuell beeinträchtigten Schülern arbeiten.
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Während eines Meetings mit den Freiwilligen |
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Ich lerne mit einem Blindenstock zu gehen |
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Zoé und ich üben, eine blinde Person zu führen |
Kaum zu glauben, dass der Lauf, auf den das gesamte VAF-Team jetzt schon so lange hinarbeitet, am Sonntagmittag schon vorbei sein wird - der Event beginnt nämlich morgens um 6 Uhr! Vietnamesische Zeitplanung... :D In den nächsten zwei Tagen läuft es im Büro noch einmal auf Hochtouren, da noch einiges vor Sonntag gemacht werden muss.
Die letzten drei Wochenenden haben wir alle in Hanoi verbracht, ich kann es kaum erwarten nächstes Wochenende einen Ausflug zur Halong-Bucht zu machen (ich werde berichten!) und wieder etwas anderes als die Großstadt zu sehen.
Das erste Novemberwochenende haben wir im Cuc-Phuong-Nationalpark in Ninh Binh verbracht, es waren zwei unglaublich schöne Tage. Untergebracht waren wir in dem Haus, in dem Yasmin und Jonathan wohnen. Die beiden sind auch Freiwillige von Kolping und arbeiten im Turtle Conservation Center (Schildkrötenzentrum) im Cuc-Phuong-Nationalpark.
Samstags haben wir eine kleine Wanderung im Park gemacht, und ich war sehr beeindruckt von der Vegetation - es war das erste Mal, dass ich einen subtropischen Urwald gesehen habe. Hunderte von verschiedenen Pflanzen, unglaublich hohe Bäume, alles grün - man kann es kaum in Worte oder Bilder fassen. Ich glaube, dass muss man mit eigenen Augen sehen.
Noch mehr hätte ich es genossen, wäre nicht eine sehr große und sehr laute Schülergruppe vor uns gelaufen. Alle gleich angezogen und mit aufgeklebter Nummer auf dem T-Shirt haben sie sogar laut Techno-Musik gehört. Den ersten Teil unsere Wanderung sind wir also gerannt um diese Gruppe zu überholen, dann konnten wir die Stille genießen.
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Während der Wanderung |
Am Sonntag haben Jonathan und Yasmin uns das Schildkrötencenter gezeigt und uns ihre Arbeit vorgestellt. Wir haben sogar etwas geholfen Grünzeug für die Schildkröten zu schneiden und das Gehege zu säubern. Im Turtle Conservation Center werden, zum Teil gerettete, in Vietnam heimische Schildkröten gehalten, und es wird über die Situation von Schildkröten in Vietnam aufgeklärt. Im Cuc-Phuong-Natinalpark gibt es neben dem Turtle Conservation Center auch das Endangered Primate Rescue Center, wo bedrohte Primaten gepflegt werden, und das Save Vietnams Wildlife Center, wo unter anderem gerettete Pangoline beherbergt werden. Pangoline sind die am häufigsten illegal gefangenen und geschmuggelten Tiere - besonders häufig passiert das in Vietnam. Das Fleisch, das sehr teuer verkauft wird, gilt als eine Delikatesse und die Schuppen sollen als Arzneimittel dienen. Wilderer verdienen mit dem Verkauf von Pangolinen also gutes Geld. Obwohl die Tiere gesetzlich geschützt sind, steigt die Wildtierkriminalität in Vietnam leider weiter an, während die Anzahl der Pangoline sinkt - umso wichtiger, dass sich Institutionen wie Save Vietnams Wildlife der Tiere annehmen.
Wir haben das Save Vietnams Wildlife Center auch besichtigt, allerdings tagsüber. Da die Tiere dort alle nachtaktiv sind, konnten wir uns nur das kleine Museum anschauen und haben gesehen, wie die Gehege aufgebaut sind. Wir wollen auf jeden Fall nochmal in den Nationalpark fahren und uns die beiden Center richtig anschauen. Von dem Endangered Primate Rescue Center haben wir bis jetzt nur das Schreien der Affen mitbekommen. :D
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Im Turtle Conservation Center |
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Suchbild :) |
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Hauptstraße im Cuc-Phuong-Nationalpark |
Sonntags ist es mir wirklich schwer gefallen mich vom Park zu verabschieden. Auch wenn ich Hanoi wirklich mag, ist es anstrengend hier zu leben. Der Verkehr, die starke (Luft)Verschmutzung, der Lärm und die vielen Menschen stellen doch eine ständige Stressbelastung dar. Der Park stand dazu in einem starken Kontrast: Als wir nach der Hinfahrt aus dem Bus gestiegen sind, haben wir erst einmal tief durchgeatmet, weil die Luft so angenehm frisch war. Die Stille bzw der fehlende Lärm, fällt einem als nächstes auf. Ich habe es zwischendurch - vor allem abends - so genossen, einfach auf der Terrasse zu sitzen und den Tiergeräuschen sowie dem Rauschen der Pflanzen zuzuhören. Yasmin und Jonathan haben uns außerdem von dem tollen Sternenhimmel erzählt, den es normalerweise zu sehen gibt. Leider konnten wir diesen nicht bewundern, weil gerade Vollmond war und es deshalb zu hell war. Ein weiterer Grund, nochmals dorthin zu fahren! In Hanoi würde man jedenfalls nie einen solchen Himmel sehen - wegen des Smog und der Lichtverschmutzung.
Was ich von dem Wochenendausflug auch mitgenommen habe, ist die Erkenntnis, dass Natur uns so viel geben kann - auch auf emotionaler Ebene. An diesen beiden Tagen habe ich tatsächlich gemerkt, wie Stress von mir abgefallen ist, und dass ich etwas zur Ruhe gekommen bin.
Vom 10.11. bis 12.11. fand in Hanoi das Monsoon Music Festival statt auf dem Gelände der alten Zitadelle. Freitag- bis Sonntagabend sind auf einer Bühne jeweils vier bis fünf Bands aufgetreten, teilweise vietnamesische, aber größtenteils europäische, sowie eine Gruppe aus Israel und eine koreanische Gruppe. Es war auch eine deutsche Band aus Hamburg dabei, "the other shi", die Indie/Electro-Pop gespielt haben - sehr cool. Unterstützt wurden sie vom Goethe Institut, das ziemlich aktiv hier in Hanoi ist und zB häufig deutsche DJs für Technopartys nach Hanoi holt. Auch wenn das Festival einen sehr kleinen Rahmen hatte, hat es sehr viel Spaß gemacht. Wir waren jeden Abend mit Linh dort, teilweise sind auch noch andere Mitglieder von VAF dazu gestoßen. Das Publikum sonst war fast ausschließlich vietnamesisch, außer sonntags - dem Tag an dem generell die meisten Leute da waren - der letzte Act war nämlich "Lost Frequencies", ein sehr bekannter DJ aus Belgien und somit auch der Hauptact des Festivals.
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Zoé, Linh und ich auf dem Monsoon Festival |
Am 15.11. waren wir auf dem 20-jährigem Jubiläum des Blindcenters eingeladen. Angefangen hat die Veranstaltung morgens um 9 Uhr mit verschiedenen Auftritten der dort Lernenden. Verschiedene Lieder wurden gesungen, größtenteils mit sehr lauter Playbackbegleitung. Ein paar Schüler haben aber auch Instrumente vorgespielt, unter anderem Flöte und Gitarre. Nach der Musik folgten einige Reden von zB dem Direktor des Blindcenters. Da die Reden natürlich vietnamesisch waren, haben wir nicht wirklich etwas verstanden und die Veranstaltung hat sich für uns eher etwas gezogen. Anschließend wurde von uns (mit einem riesigen Blumenstrauß im Arm) und diversen anderen Personen Fotos gemacht. Danach wurden wir noch zum Mittagessen im Center eingeladen, das wirklich lecker war. Hier habe ich auch zum ersten Mal Reiswein getrunken, selbst gebrannt natürlich, da wir mit einigen Leuten anstoßen sollten - und das ganze mittags um 12 Uhr :D
Das war mein Montat November in Hanoi - kaum zu glauben, dass wir jetzt schon knapp drei Monate hier sind!
In meinem nächsten Eintrag werde ich über den 2gether-Run berichten, ich hoffe alles läuft gut! Drückt uns bitte sehr die Daumen für ein gutes Gelingen! :D
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